Zugegeben… mit Politik habe ich nicht viel am Hut. In der Schule fand ich die Infos dazu langweilig und Gesetzestexte so komplex, das ich keinen Anreiz darin fand, mich damit längerfristig zu beschäftigen.
Warum meldete ich mich also für den Landschaftstalk in Düsseldorf am 19. Januar 2016 an?
Weil es einen Gesetzesentwurf zur Inklusion zu diskutieren gab… ich also die Chance haben könnte, meine Meinung einer kleinen Runde von Politikern gegenüber zu äußern.
Vorbereitung ist alles… 91 Seiten ausgedruckt. „Gesetzesentwurf der Landesregierung – Erstes allgemeines Gesetz zur Stärkung der sozialen Inklusion in NRW“ , Textmarker in verschiedenen Farben herausgekramt und los ging’s.
Ganz ehrlich? Ich habe mich wirklich bemüht… aber wenn dann immer wieder Querverweise auf andere Gesetzesbücher gegeben werden und ich diese dann googeln muss, erstirbt mit der Zeit die Motivation.
Ich hab mich gefreut, dass es eine Version in „Leichter Sprache“ gab:
also hat die Politik ihre Hausaufgaben gemacht, denn so können mehr Menschen die Grundlage des Gesetzes verstehen.
Ich fing langsam an zu verstehen, wie viele Ministerien eigentlich an diesem Gesetz beteiligt sind, um „Inklusion“ gesellschaftsfähig zu machen. Eigentlich selbstverständliche Rücksichtsnahme und Hilfeangebote werden nun per Gesetz eingefordert.
Am Tag des Landtagstalks kam ich mit vielen Fragen… und stellte zunächst enttäuscht fest, dass relativ wenig Interessierte gekommen waren. Ich entdeckte Menschen mit Seh- oder Hörbehinderungen oder im Rollstuhl.
Zwei Gebärdendolmetscher sowie die simultane Verschriftlichung der gesprochenen Beiträge auf einer großen Leinwand wurden als Hilfestellung zur Verfügung gestellt.
Die Beiträge der politischen Vertreter waren interessant, aber mal wieder mit Fremdwörtern gespickt. Es kamen sogar Nachfragen aus dem Publikum, weil es so manchem ähnlich ging wie mir.
Beeindruckt haben mich die Beiträge zweier Gehörloser in Gebärdensprache, die energisch von ihrem Alltag berichteten. Die erneut signalisierten, dass sie an einer intensiven Zusammenarbeit interessiert sind und dies bereits an verschiedenen Stellen deutlich zum Ausdruck gebracht hätten.
Deutlich wurde auch seitens der Träger, dass die Gesetzes- und Antragslandschaft für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen kaum zu bewältigen zu sei.
Erfahrungsberichte von Menschen mit Behinderung auf facebook in verschiedenen Gruppen zeigen mir auch, dass die Mitarbeiter in Behörden zum Teil unterschiedliche Informationen haben bzw. viele Leistungen im „eigenen Ermessensraum liegen“ bzw. im Einzelfall geprüft und eben oft auch nicht bewilligt werden. Wo soll da eine klare Linie, ein roter Faden zu erkennen sein?
Da ich selbst ja auch die letzten Jahre im Beratungsbereich (angegliedert an eine Bildungsbehörde) gearbeitet habe, kann ich nur sagen, dass es immer komplizierter zu werden scheint. Viele Stellen, verschiedene Gesetzesbücher, unterschiedliche Aufgabenfelder und Entscheidungsgewalten. Dann wieder eine Änderung, die zum Teil eine extra Schulung benötigt, um den Mitarbeitern bekannt gemacht zu werden.
Ich fuhr nach der Veranstaltung mit dem Gefühl nach Hause:
- dass ich von Politik wirklich keine Ahnung habe
- dass Politik „sollte“ statt „muss“ schon als Erfolg ansieht
- dass es schwer ist, etwas für möglichst alle Positives auf den Weg zu bringen
- dass ein Gesetz noch lange nicht eine Gesellschaft verändert
- dass es noch verdammt viel zu tun gibt
- dass ich nach wie vor bereit bin, mich für die praktische Umsetzung zu engagieren… aber eben
www.auf-meine-eigene-art.de ;-D